Erste Community of Practice in Bayern

Im Rahmen des EU-Horizon-Projekts ClimateSmartAdvisors (CSA) wurde im Juni 2024 die erste Community of Practice (=CoP) gegründet. Eine CoP ist eine selbst organisierte Kleingruppe von fünf bis sieben Beraterinnen und Beratern mit einer Führungsperson, die als Coach fungiert.

Aktualisiert am: 02.12.2024
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Die Kleingruppe vereint ein gemeinsames Thema, zu dem alle Mitglieder Erfahrungen einbringen können. Das "Peer-to-Peer-Learning" steht im Vordergrund.

Arbeitsweise der CoP

Das ist etwas Neues in der Landwirtschaftsberatung in Bayern: Beraterinnen und Berater werden nicht mit frontal vorgetragenen Präsentationen in institutionell organisierten Seminaren fortgebildet, sondern überwiegend durch den gegenseitigen Wissens- und Erfahrungsaustausch. Die CoP-Mitglieder bestimmen miteinander die Fortbildungsziele und -inhalte, die Termine und Orte. Mit sogenannten Lernfragen legen sie für einen begrenzten Zeitraum von maximal zwei Jahren und rund acht Treffen das Programm und die Zielsetzung fest. Dabei können auch externe Experten zugezogen werden, oder Betriebs- und Versuchsbesichtigungen erfolgen.

Das so gewonnene neue Wissen kann zu Innovationen führen. Auf jeden Fall sollte es in geeigneter Form an andere Beraterinnen und Berater weitergegeben und der Multiplikatoren-Effekt genutzt werden.

Milchvieh-CoP in Bayern

Die erste CoP in Bayern setzt sich aus fünf Mitgliedern der staatlichen Beratung (davon eines von der Regierung von Oberbayern) und zwei von den Verbundpartnern zusammen. Das gemeinsame Thema sind die Herausforderungen für die Milchviehhaltung durch den Klimawandel. Dabei werden innerhalb des CSA-Projekts immer beide Seiten berücksichtigt: der Beitrag der Landwirtschaft zu den Treibhausgasemissionen und die Anpassung der Landwirtschaft an die negativen Auswirkungen des Klimawandels.

Bisherige Aktivitäten

Die erste bayerische CoP unter der Leitung von Annelie Bernhart hat zwischenzeitlich drei Mal getagt. Im ersten Treffen wurden Arbeitsweise, Arbeitsschritte und Zielsetzungen festgelegt.

Die von den CoP-Mitgliedern festgelegten Lernfragen lauten:
  • Wie können wir Begeisterung, Bewusstsein, Interesse und Vertrauen wecken bei den Beratern? Dazu gehört auch, Betroffenheit zu wecken. Welche fachlichen/technischen Methoden benötige ich dafür?
  • Was sind unsere wesentlichen Hebel in der Reduzierung und Anpassung, und welche Berateransätze wollen wir daraus entwickeln? Welche Zielkonflikte gibt es?
  • Wie gelingt der gute Schulterschluss unter den Beratern mit den verschiedenen Kompetenzen, und wie schnüren wir ein Paket?

Zum zweiten Treffen wurden auf diesen Lernfragen basierend externe Spezialisten eingeladen, um Wissensdefizite auszugleichen und die eigenen Erfahrungen zu diskutieren. Das Erlernte wird gegenwärtig in Form von Steckbriefen und FAQs aufgearbeitet und so zu einem Wissenspaket am Ende der CoP zusammengeführt.

Die Themen waren wie folgt:
  • Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft (Referent Andreas Brömser, Deutscher Wetterdienst)
  • Methanreduzierung in der Milchviehfütterung (Referent Thomas Ettle, LfL)
  • Kuh pro Klima? Diskussionsbeitrag aus dem Bereich Angewandte Forschung und Wissenstransfer (Referentin Dr. Bettina Burkart-Aicher, ANL)
  • Natur- und Klimaschutz - Bestandteil eines resilienten Betriebskonzeptes. Wie kann der Betrieb mit Umwelt- und Klimaleistung Geld verdienen? (Referentin Christina Beckler, KBM)
  • Weidehaltung und Klimaschutz (Referent Wolfgang Sappl, Gut Seeleiten)

Das dritte Treffen fand auf einem Milchviehbetrieb bei Traunstein statt. Dort errechnete die CoP mit den betriebsindividuellen Daten und dem Treibhausgasrechner der LfL den CO2-Fußabdruck, erörterte die Ergebnisse und diskutierte Maßnahmen zur Verbesserung. So gelang ein Schulterschluss zwischen der wissenschaftlichen Expertise der LfL sowie der Betriebskenntnis und Erfahrung der Berater.

Ende November 2024 traf sich die CoP auf der LfL-Jahrestagung zum Thema "Klimafreundlich und rentabel (land-)wirtschaften". Dort konnten die Mitglieder sich nochmals intensiv zum Thema austauschen und ihr Wissen vertiefen.

Europaweite CoP-Wellen

Bis zum Ende des CSA-Projekts im Jahr 2030 sollen EU-weit in 260 CoPs etwa 1500 Beraterinnen und Berater ihre Beratungskompetenzen in Sachen Klimawandel und Landwirtschaft verbessern. Dabei können sie je nach regionaler Bedeutung aus einem Pool von zwölf Themen - unter anderem Bodengesundheit und Biodiversität, Agroforst, Wassermanagement - den fachlichen Schwerpunkt setzen.

Ansprechpersonen im EU-Projekt CSA:

Ingeborg Bauer, Sachgebiet B1 Annelie Bernhart, Sachgebiet B1